Roland Zoss: Liedermacher

Ein Blick zurück ins Songbook des Lebens
1979-2004

Roland Zoss 1972 (Foto: D. Leclerc)

Roland Zoss 1972 (Foto: D. Leclerc)

Die Geburtsstunde der Mundart in Bern

In den späten Sechzigerjahren entwickelt sich in der Hauptstadt der Schweiz um Mani Matter eine kreative, äusserst einflussreiche Mundartszene: das Berner Chanson. 1976 lancieren zwei Bands «Grünspan» und «Rumpelstilz» den Mundartrock, der in der Folge die Schweiz erobert und prägt.

Im gleichen Jahr betrete ich zum erstenmal ein Tonstudio. Der Berner Stadtrocker Housi Wittlin hatte mich ermuntert eigene Texte zu schreiben, statt Cohen und Dylan zu interpretieren. Also bewerbe ich mich mit dem folkigen Titel «Morgenerwachen» neben Peter, Sue & Marc für den «Concours Eurovision de la chanson». Bei dieser Session «entdeckt» mich Peter MacTaggart und nimmt mich unter seine Produzenten-Fittiche.

Der Tonmeister betreibt in der Berner Altstadt mit dem Produzenten von Polo Hofer - Eric Merz - das Sinus Studio. Keith Richard (Rolling Stones), Andreas Vollenweider, Polo Hofer, Peter Sue & Marc, die Calimeros, Timothy Leary und viele andere gehen hier ein und aus. Doch statt das Angebot anzunehmen, als «Rocky Roland» Karriere zu machen, singe ich wie Tinu Heiniger, Stephan Sulke und Stephan Eichers «Grauzone» (Eisbär) die ersten Songpoesien als deutscher Liedermacher aufs 24-Spur-Band.

Die «Berne Boys Choir» in England, 1964

Als 13jähriger tourte ich 1964 mit dem späteren «Span»-Mitbegründer Christoph Kohli im Beatles verrückten England. Wir singen im «Berne Boys Choir» (Berner Sängerknaben) am Schwarzweissfernseher Mundartlieder zum «Tag der Kranken». Doch bald kommt weltweit Farbe auf: Love & Peace, elektrisierende Sounds. Jetzt trägt Mann langes Haar und Frau Minirock. Gemeinsam rebelliert man auf der Strasse und in Texten und Liedern. Aber - das Schweizer Radio spielt die «verbotene» Musik der jungen Generation (noch) nicht. Man hört Radio Luxemburg. Gedichte und Streitschriften veröffentlicht man im Studentenblatt «Frau Hofers Storch», demonstriert mal gegen Russland - mal gegen die USA benebelt von Tränengas vor dem Hotel Schweizerhof in Bern. Man trifft sich in Szenelokalen wie «Schwarze Tinte» und «Uhu».

Auf Berner Asphalt gedeiht neben dem Dialekt-Chanson ein engagierter, bodenständige Schweizer Mundartrock mit SPAN und in Interlaken Polo Hofers Rumpelstilz. Ich bleibe der Folkgitarre treu und trete am Bonner Liedermachertreffen als Deutscher Liedermacher auf, neben Hannes Wader, Tinu Heiniger, Franz Josef Degenhardt u.a.

Gedichtband «Wer den Wind vernimmt», 1979

1979 erscheint der 1. Gedichtband «Wer den Wind vernimmt» bei Sauerländer.

Textauszug:
Wer den Wind vernimmt

Wer aus den Gräsern lesen kann
braucht nicht zu schreiben

Wer den Wolken nachschauen kann
braucht nicht zu reisen

Wer jemand ist
braucht nichts zu haben

Wer die Sonne spürt
braucht nichts zu fürchten

Wer den Wind vernimmt
hört lang lang zu

aus dem Gedichtband «Wer den Wind vernimmt»
(vergriffen, einzelne Exemplare beim Autor erhältlich

Begegnungen on the road, die Beatles und Cat Stevens im Ohr, die Gitarre am Rücken verarbeite ich die Seventies im Roadmovie-Roman «Saitenstrassen». Nach Auftritten im legendären «Troubadour» in Los Angeles (Joni Mitchell, Bob Dylan), der 6-monatigen Überlandreise von Kalifornien nach Brasilien, zwei Trips nach Marokko (siehe Höhlenbild rechts) und Ägypten, lasse ich mich auf einer kleinen Mittelmeerinsel nieder. Zwischen Himmel und Meer schreibe ich in meiner Hobbit-Höhle im Berg, pflanze Bäume, komponiere mit meinen «mediterranen Brüdern»: Younes Meghri (Marokko), Georges Moustaki (Frankreich), Ahmed Kaya (Türkei), Fabrizio de André (Italien), Paco de Lucia (Spanien), Al Stewart (Mallorca), Cat Stevens (Griechenland & England).

Begegnungen on the road, die Beatles und Cat Stevens im Ohr, die Gitarre am Rücken verarbeite ich die Seventies in einem Roadmovie-Roman «Saitenstrassen»basierend auf den Tagebüchern von M.J. Nach Auftritten im legendären «Troubadour» in Los Angeles (Joni Mitchell, Bob Dylan), der 6-monatigen Überlandreise von Kalifornien nach Brasilien, zwei Trips nach Marokko (siehe Höhlenbild weiter unten) und Ägypten, lasse ich mich auf einer kleinen Mittelmeerinsel nieder. Zwischen Himmel und Meer schreibe ich in meiner Hobbit-Höhle im Berg, komponiere mit meinen «mediterranen Brüdern»: Younes Meghri (Marokko), Georges Moustaki (Frankreich), Ahmed Kaya (Türkei), Fabrizio de André (Italien), Paco de Lucia (Spanien), Al Stewart (Mallorca), Cat Stevens (Griechenland & England).

1981 studiere ich ein Jahr Französisch an der Uni Avignon in Südfrankreich, zeichne an der Ecole des Beaux Arts, entbrenne im Feuer zum Zigeuner-Flamenco.

Debut-LP «Roland Zoss», 1981

1981: 1. LP «Roland Zoss» mit dem Cover des weltbekannten Künstlers Gottfried Helnwein

Die surreal-mysteriösen Balladen und psychedelischen Sounds heben sich vom lokalen Chansonstil ab. Das verträumt-romantische Album mit einer Hommage an die schönste Stadt der Welt verkauft sich im Handel und an Konzerten über 700 Mal. Wir nehmen es ohne Schlagzeug live auf. Einige wenige Instrumente sind im Overdub-Verfahren eingespielt. Gesang & 1. Gitarre live (Ausnahme «Rolands Traum»). Es begleitet der Multiinstrumentalist Silvio Ragaz mit Perkussion, Bass und Cello. Thomas Dumont: Piano, E-Gitarren: Felix Hochuli.

Alle Kompositionen zur 1. LP schrieb ich im Alter von 20 und 27 Jahren in Bern, Paris, Tunesien. Und unterwegs und nach dem Trip 1976/77 von Kalifornien über Mexiko nach Rio de Janeiro.

2. LP «Sternstunde», 1983

1983: 2. LP «Sternstunde»

Der Tod meiner Schwester Vreni klingt nach im Song: «Die Sensiblen sterben aus». «Der blaue Engel» beklagt das verlorene Hippie-Paradies Afghanistan. Dazu «Mutter Erde» ein damals avantgardistischer, weil ökologisch engagierter Titel gegen die Plünderung des Planten und «Walpurgisnacht»: ein Weltuntergangs-Hexensabbathstück und mysteriöser Szene-Hit, illustriert im «Free Blettli»; 2004 neu vertont auf dem Rockpoesie-Album Härzland (Universal).

Die Sternstunde-Produktion trägt die Handschrift von Multimusiker Silvio Ragaz, Cellist der Jazzband «Zoom». Neben dem Schlagzeug und dem Cello spielt neu das Hackbrett mit, ein Novum in der damaligen Liedermacherszene. Es inspiriert Freund Stefan Eicher, der das Hackbrett etwas später in den Schweizer Rock einführt.

Alle Sternstunde-Stücke entstehen in Bern, Sri Lanka und Avignon, wo ich 6 Monate beim Gitano Ricardo Salinas Flamenco lerne. Illustriert von Béatrice Gysin. Die LP Sternstunde wird von Ursi Spaltenstein lanciert in der einstündigen Sendung «Sternschnuppe» von Radio 24: Roger Schawinskis Piratensender vom Piz Groppero aus Italien.

3. LP «Die Ewigkeit klopft an», 1985

1985 sitze ich mit der 3. LP-Produktion «Die Ewigkeit klopft an» Rolf Enoch gegenüber, dem A&R-Manager der «Deutschen Grammophon Gesellschaft» und auch Musikverleger Rolf Bayerle.

Die Grammophon entscheidet sich statt für den Schweizer Liedermacher für einen deutschen Schauspieler namens «Herbert Grönemeyer», der den grösseren «Stimmwiedererkennungswert» habe. Rolf Bayerle übernimmt die Verlagsrechte der Zoss-LP samt der Coverversion von Leonard Cohens «Suzanne». Meine deutsche Interpretation von «Susanne» begleitet von Sue Schell aus dem Trio Peter, Sue & Marc führt noch heute auf iTunes die Beliebtheitsliste an, hier ein Videoauszug.

Am Drum groovt Michael Brennan, Schlagzeuger aus der Carlos Santana-Szene. Jürg Ammann spielt E-Piano, Paolo Imola Hackbrett und Asita Hamidi Harfe. Die Scheibe kommt druckvoller daher als Sternstunde. Mit einigen Highlights: «Zeit frei zu sein»; «Die Ewigkeit klopft an». Auftritte vor Millionenpublikum in Deutschland: Norddeutscher Rundfunk, Sender Freies Berlin u.a.

1985 wird «Traumfahrt» im Schweizer Fernsehen TV DRS präsentiert, moderiert von Ursi Spaltenstein in der Sendung «Sonntagsmagazin».

CD «Flieg meine Seele», 1989

1989: CD «Flieg meine Seele» mit prämiertem Video-Clip (Regie: Louis von Adelsheim/René Stockhammer)

Der Greenpeace-Song zum Schutz der Wale «Der Wal - The Whale - la baleine» reist mit mir um die Welt. «Flieg meine Seele« ist die erste Eigenproduktion. Neu singe ich nicht mehr live zur Gitarre, sondern im Playback-Verfahren. Die Gitarre überlasse ich teils Silvio Ragaz. Als Gast spielt der virtuose Santoor-Spieler José Romero. Gesang: Katrin Hubacher, Schlagzeug: Marc Jundt.

1990 steckt die Vinyl-Plattenindustrie in einer Krise. In der Schweiz steht mit «Züri West», «Patent Ochsner» und «Stop the Shoppers» Mundart statt Hochdeutsch auf dem Plan.

Gedichtband «Ohrenblicke», 1991

1991: Gedichtband «Ohrenblicke»

Textauszug:
Hand aufs Herz

Weisst du wohin die Wörter gehen wenn sie ausgesprochen sind?
wo der Durst steckt bevor du ihn hast?

Und was das Murmeltier murmelt wenn es Touristen sieht?

Sag mir - was macht der Mond am Himmel? Und ein Schaf - träumt es im Schlaf?
Die Sonne - woher nimmt sie ihr Licht? Stimmt es - dass man Zeit sparen kann?
(In der Zeitsparkasse?)

Stimmt es, dass die Seele rote Socken anzieht zur Seelenwanderung?
dass Margeriten aus Übermut blühen und die Kühe geben aus Dummheit Milch?

Stimmt es - dass du Hans heisst?

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm sagt man
Aber wie ist er hinaufgekommen?

Dieser Boden gehört dem Nachbarn sagt man
Gehört nicht der Nachbar dem Boden?

Und wieviel Glück braucht ein Mensch um glücklich zu sein?
Du weisst wie das Kind in die Mutter kommt
aber wie kommt die Phantasie ins Kind?

Und weisst du wo die Liebe wohnt?
Hand aufs Herz

aus dem Gedichtband «Ohrenblicke»
(vergriffen)

Erzählband «Die Insel hinterm Mond», 1992

1992: Erzählband «Die Insel hinterm Mond»
Die poetische Geschichte von einem, der seine Trauminsel suchte und fand.

Ausgezeichnet 1993 mit dem Literaturförderpreis der Stadt Bern
Die Literarische Kommission schreibt:
«Der Autor verwandelt Sprache in Düfte und Klänge, in Stimmungen und Landschaften mit eindringlichen, verblüffenden Bildern!»

Musikroman «Saitenstrassen», 1998

Musikalische Pause.
Die nächsten Jahre wächst mein wichtigstes belletristisches Werk «Saitenstrassen», welches 1998 erscheint mit einem Werkpreis der Stadt Bern.

Zum Musikroman über die Sixties & Seventies erscheint auch die gleichnamige Song-CD.
Mittlerweile ist das Buch ebenfalls als E-Book und Podcast erhältlich.

CD «Xenegugeli Tier-ABC», 1999

1999 wechsle ich für Tochter Lea von Hochdeutsch auf Mundart.
Mein 1. Mundartalbum «Xenegugeli-Tier-ABC» wird von SPAN-Musikern begleitet, das kunstvolle Bilderbuch dazu von Holger Schöpflin illustriert.

Das Bilderbuch wird 2009 digitalisiert zur App und samt ABC-Songs und E-Books in andere Sprachen übersetzt. Die erste deutsche ABC-App wird realisiert: ABC-Dino App für iPhone/iPad.

Das liebevolle Xenegugeli-ABC legt die Basis zur Karriere als Berner Kinderliedermacher. Es wird mit über 20'000 verkauften Büchern/CDs zum Schweizer ABC-Klassiker.

CD «Härzland», 2004

2004 «Härzland» das Rockpoesie-Album in Mundart (Universal)

Ein Werk mit literarisch-starken Texten, aufgenommen mit bedeutenden Schweizer Musikern und Ton-Meister Helge v. Dyke. Darauf ein Remake in Mundart meines Klassikers aus der Hippiezeit «Walpurgisnacht». Hier die erste Walpurgisnacht-Illustration aus dem «Free Blettli» der Berner Härdlüttli.

Weitere Covers in Bärndütsch: «In the Ghetto» von Elvis. Und von Leonard Cohen: «First We Take Manhattan» und 2013 «Halleluja» mit Nyna auf dem Album «Jimmy Flitz Wiehnacht».

Rolf Zuckowski schwärmt von Härzland, dem Album mit den schönen Chören. Die Schweizer Hymne «Härzland» verkauft sich auf dem Sampler «100% Bärndütsch» 35'000 Mal. Sie schafft, gesungen in allen vier Landessprachen, den Spagat zwischen Volksmusik, Ländler und Rock.

ab 2010 diverse Auftragssongs

  • Swiss Air Lines: «Flüg Vogel flüg» und «Über alli Bärge»
    Sohn Laurin, 8jährig, kreiert dazu sein erstes Video

  • «First Flow» Sampler-CD fürs Kinderschwimmen

  • Schweizer Post Schulservice: «Toni vo der Post»

CD «Baumlieder 1», 2018

CD «Baumlieder 2», 2019

2018/2019: CDs «Baumlieder»

Die 27 besungenen Bäume auf den beiden Alben sind ein Herzensprojekt; pflanze ich doch seit jungen Jahren auf einer kleinen Insel Bäume. Es begann 1978 mit einer Zypresse. Unglaubliche 37 CDs und Bücher entstanden im Mittelmeer-Paradies zwischen Himmel und Meer. Wobei ich aus der Sicht der Bäume zu schreiben versuchte und ihren Charakter in Mundart festzuhalten.

Bäume begleiteten mich ein ganzes Leben, und diese Songs sind nur eine kleine Hommage an die grössten Lebenwesen der Erde. Und längstens überfällig.

Umgesetzt wurde dieses «grünste» Werk meiner Karriere mit den feinsten Musiker-Kollegen aus 40 Jahren live Auftritten und 26 CDs.

Musik-Hörbuch «Hippie-Härz», 2021

2021: «Hippie-Härz – e Trip dür d Seventies» Berner Flower Power

«Hippie-Härz gehört zu den bedeutendsten Mundartpublikationen des neuen Jahrhunderts. Ein Meisterwerk!»

Roland Ris | eremitierter Prof. für Germanistik

Das Epos über das «Beste Musikjahrzehnt» nimmt kein Blatt vor den Mund. Es spiegelt das Lebensgefühl eines 25jährigen on the road durch Amerika auf der Suche nach Freiheit. Spirituell, sinnlich mit einer Prise Sex, Drugs & Rock'n'Roll.

Das feinfühlige Werk ist eine Art literarisch-philosophisches Vermächtnis. Es lässt Momente der Berner Mundart & Musikszene aufschimmern wie Sterne, die längst erloschen sind, aber ihr Licht erreicht uns noch.

Der Freund

Der Freund kommt dir eines Abends entgegen
wie ein alter Freund

Und reicht er dir die Hand
fühlst du dich zuhause

Ein Freund ist ein Abgesandter der Sterne
und heisst Hans

Den Freund kannst du nicht haben und nicht suchen
Wenn er dir begegnet erkennt er dich

Er ist ein Geschenk des Himmels
mit menschlichen Manieren

Ein Freund ist immer unterwegs
und braucht kein Fahrzeug
um weit zu kommen

Er braucht kein Telefon
um dich zu erreichen
Er ist da wenn du an ihn denkst

Und geht er eines Tages für immer fort
klingt er in dir nach
wie ein gutes Lied

aus dem Gedichtband «Ohrenblicke»
(vergriffen)

1972 Quarzazate, Maroc

Tonmeister Eric Merz & Peter MacTaggart, Sinus Studio Bern 1985

«Flieg meine Seele»-Band, 1989
hinten: Reimund Gerstner, Peter MacTaggart, Jose Romero, Marc Jundt, Jürg Ammann
vorne: Silvio Ragaz, Roland Zoss

Susanne
(Offzielle Deutsche Version)

Susanne führt dich hin zu ihrem Platz am Ufer
Du schläfst die Nacht bei ihr, hörst von fern die Boote fahren. Und du weisst, dass sie dich braucht jetzt in ihrem sanften Wahnsinn. Und sie reicht dir Tee aus China, Mandarinen und Orangen.
Und grad als du ihr gesteh'n willst, dass du nicht in sie verliebt bist, erschliesst sie dir ihr Wesen und nun gibt der Fluss dir Antwort: «Ihr seid immer eins gewesen!»
Und du möchtest mit ihr reisen, möchtest blindlings bei ihr bleiben, dich ihr ganz anvertrauen, denn du hast ihre Schönheit berührt mit deinem Geist.

Und Jesus war ein Seemann beim Wandeln übers Wasser. Und er wartete und wachte lang in seinem Turm aus Ebenholz. Erst als er sicher war, dass nur Ertrinkende ihn sahen, sprach er: «Alle Menschen sind Matrosen, bis die See sie wird erlösen!»
Doch er selber ging verloren, vor verschlossenen Himmelstoren. Verlassen - fast ein Mensch - sank er in deine Schönheit wie ein Stein.
Und du möchtest mit ihm reisen, möchtest blindlings bei ihm bleiben, dich ihm ganz anvertrauen, denn er hat deine Schönheit berührt mit seinem Geist.

Susanne nimmt deine Hand, führt dich hinab ans Ufer, sie trägt Federn in den Haaren aus Heilsarmee-Basaren und die Sonne fliesst wie Honig über unsre Frau vom Hafen.
Und sie zeigt dir, wo's schön ist, Blumen blühen zwischen Kehricht, im Seetang treiben Helden, Kinder lehnen in den Morgen. Und sie sehnen sich nach Liebe, werden ewig sich sehnen - Susanne hält den Spiegel.
Und du möchtest mit ihr reisen, möchtest blindlings mit ihr reisen, dich ihr ganz anvertrauen. Denn sie hat deine Schönheit berührt mit ihrem Geist.

© 1972 Music: Leonard Cohen
© 1985 German lyrics: Roland Zoss

«Susanne» ist erschienen 1985 auf der LP «Die Ewigkeit klopt an» (vergriffen) sowie 2007 auf CD «Flieg meine Seele»